SXSW 2012 Nachlese und drei Trends.
Eines habe ich gelernt: auf der SXSW hat man verdammt wenig Zeit, Updates zu bloggen. Hätte ich mal besser nichts angekündigt…
Mit etwas mehr Abstand lässt sich die SXSW nun aber sehr gut zusammenfassen. Die 5 Tage in Austin waren vollgepackt mit Panels, Sessions, langen Schlangen, jede Menge Parties, sowie jede Menge Bands, die sich bereits auf das etwas später beginnende Music Festival vorbereiteten. Die ganz Stadt hat vibriert, es müssen um die 30.000 Gäste in Austin gewesen sein.
Einige SXSW Veteranen sagten, dass dieses Jahr sehr viel mehr große Firmen anwesend waren. Pepsi, Nokia, Samsung, Dell und viele andere hatten Lounges im Austin Convention Center oder auf leer stehenden Grundstücken in der Nähe. Mein früherer Arbeitgeber Ogilvy hat sogar eine komplette Bühne in einem der Kongress-Säle gemietet und OgilvyStage genannt. Auch sollen sehr viel mehr „echte“ Celebrities anwesend gewesen sein (u.a. Leonardo diCaprio). Im Bild oben sieht man Al Gore (Politik Celebrity) und Sean Parker (Web Celebrity). Oder wie Bruce Sterling in seiner Abschlussrede sagte: der eine wäre fast Präsident geworden, der andere fast Facebook Besitzer.
Es gab leider keine echten Neuvorstellungen von Startups. Kein neues Twitter oder Foursquare. Die wenigen gehypten Apps (seihe unten) waren schon vor der SXSW Online. Für einige scheint die SXSW damit ihren Reiz als Early Adopter und Startup-Messe verloren zu haben.
Insofern stellt sich natürlich die Frage, was die großen Trends auf dieser SXSW waren?
„Ambient Social Networking“, „Big Data“ und „Technology like Air“ waren drei große Themen
Es wurde viel über Social Mobile Location (SoLoMo) Apps wie Highlight, Glancee, Banjo oder Sonar gesprochen. Weniger auf den Panels, dafür jedoch umso mehr „auf der Straße“. Hinter diesen Apps steckt ein Trend, der sich (passives) „Ambient Social Networking“ nennt. Anders als bei Facebook oder Foursquare muss man sich nicht aktiv irgendwo einchecken, um ortsbezogene Hinweise zu erhalten. Klingt erschreckend, bietet aber auch Vorteile. So teilen diese Apps ihren Nutzern mit, wenn in ihrer Nähe andere Nutzer sind, die diegleichen Freunde oder Interessen auf Facebook haben. Praktisch, wenn man auf „Speeddating“ ohne Gelaber steht. Natürlich lassen sich diese Apps auch abschalten, was nicht nur die Privatspähre schützt, sondern auch den Akku schont. Nicht von der Hand zuweisen ist der dahinterliegende Trend zu immer mehr Diensten, die ortsbezogene Daten für Mehrwert und Relevanz angebotener Informationen nutzen.
Diese ortsbezogenen Daten sind nur ein weiterer, wenn auch nicht unwichtiger, Bestandteil dessen, was auf vielen Panels als „Big Data“ bezeichnet wurde. Der Trend entsteht durch zwei Faktoren: einerseits die weite Verbreitung von“Mitmach“ Technologien (alias Web2.0) und mobilen Endgeräten, durch die User immer größere Datenmengen produzieren, andererseits die Möglichkeit, mit steigender Computer-Power, diese Datenberge zu analysieren. Ziel ist es natürlich, das Verhalten und die Erwartungen von Usern immer besser vorhersagen zu können, um bessere Dienste anbieten zu können – oder eben um besseres Marketing betreiben zu können.
„Technology like Air“ ist ein Zitat aus der Keynote mit Amber Case. Dahinter steckt der Gedanke, dass Technologie in Zukunft kaum noch bemerkbar sein wird, gleichzeitig aber intuitiv bedienbar und jederzeit relevant. Ähnlich wie die oben genannten SoLoMo Apps, die keine Aktion mehr bedürfen, sich aber jederzeit melden, wenn es News gibt. Wenn Technologie wie „Air“ erscheinen soll, dann muss zusätzlich noch vieles im Bereich Interface Design verbessert werden. Auch dies war ein großes Thema auf vielen Panels.
Das waren natürlich nicht die einzigen Themen. Es gab viel hundert Sessions und es war nicht einfach, sich je Slot für nur jeweils einen Favoriten zu entscheiden.
In dem folgenden Video sind verschiedene Eindrücke zu sehen, die ich in den letzten Tagen aufgefangen habe:
Ansonsten war die SXSW auch deshalb faszinierend, weil man viele Branchenköpfe zu sehen bekam, die man in Deutschland oder Europa nie zu sehen bekommen würde. Unten sieht man z.B. Dennis Crowley von Foursquare, der unbedingt ein Foto mit mir zusammen machen wollte.