Amazon mit über 230 Millionen Produkte ermöglicht im Long Tail neue Geschäftsmodelle

Es ist keine News, dass Amazon eine Marktmacht im Handel geworden ist – es ist auch bekannt, dass Amazon in weitere Sparten expandiert und zum Beispiel die Pakete in Zukunft selbst ausliefern will, bzw. eigene Packstationen aufstellen wird.

Was mich jedoch wirklich erstaunt hat: Amazon bietet über seinen Marktplatz in Deutschland mittlerweile über 230 Millionen Produkte an. Das zumindest zeigt die folgende Grafik, gefunden bei Statista:
Infografik: Amazon verdoppelt Produktpalette | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Hier sind u.a. Millionen von kleinen Händlern die Ursache. Kein Händler kann heutzutage an Amazon vorbeisehen. Auch wenn die Marge durch die Amazon Gebühren stark geschmälert wird, solch eine Shopping-Reichweite kann man nur schwer mit einer eigenen Website erreichen. Das kann ich aus eigener Erfahrung mit meinem Vanille Shop bestätigen.

Hinzu kommt eine Flut an Händlern, die weniger einer bestimmten Branche oder Produktkategorie versprochen sind, sondern alleine die technischen Möglichkeiten von Amazon ausreizen, um mit irgendeinem Produkt erfolgreich zu sein. Die Herangehensweise ist oft so: Interessante, bislang wenig bespielte Nische finden; bei Alibaba.com Produkte für die Nische finden; Produkte ins Amazon Lager schicken und via FBA (Fulfillment By Amazon) abwickeln lassen; mit einer Mischung aus Amazon Ads und Amazon SEO in die Toptrefferliste bringen, bzw. die essentielle „Buy Box“ erobern.

Websites wie z.B. Private Label Journey liefern hierzu die Tipps, in der dazugehörigen Facebook Gruppe kann man dazu Fragen stellen und diskutieren.

Es entwickeln sich im Windschatten von Amazon ganz neue Unternehmen und Geschäftsmodelle. Längst ist nicht mehr das Produkt oder die Zielgruppe der Fokus, sondern die Frage, wie man am besten den Amazon Algorithmus knacken kann.

 

E-Commerce Conversion Rates steigern mit Kundenbewertungen

Natürlich zeigt die Studie eines europaweiten Anbieters für Kundenbewertungssysteme, dass diese die Conversion Rate verbessern. eKomi hat jetzt eine Infographic zu einer ihrer eigenen Studien angefertigt.

Einige Fakten, bzw. Fragen stechen heraus:

63% der Verbraucher kaufen bevorzugt in Shops, die Kundenbewertungen anbieten. Aber stimmt auch der Umkehrschluss? Würden diese Verbraucher nicht kaufen, wenn ein Shop KEINE Kundenbewertungen anbietet?

58% der Kunden denken, dass Shops mit Online-Bewertungen vertrauenswürdig sind. Aber was denken diese Kunden von Shops ohne Bewertungen? Halten sie diese entsprechend für nicht vertrauenswürdig? Es gibt ja schliesslich noch andere Vertrauensfördernde Maßnahmen und Beweise. Der Vanille Shop kann z.B. redaktionelle Erwähnungen viele großer Foodzeitschriften aufweisen und zeigt das auf der Homepage.

Sehr interessant ist jedoch der folgende Fakt: Produkte mit 4,5 Sternen verkaufen sich 3x besser als Produkte mit 5 Sternen. Weil Kunden bei zu vielen positiven Bewertungen gefälschte Beiträge vermuten. Wer also zu viele Sterne hat, sollte ein paar Freunde bitten, negative Bewertungen zu verfassen.

 

eKomi_infographic

Drei Dinge, die Suchagenten wie Facebook M verändern werden.

Facebook M LogoIn einem sehr interessanten Artikel beschreibt Techcrunch, wie die neuen Suchassistenten den Markt für Search revolutionieren werden. Der Auslöser ist, natürlich, das neue „M“ von Facebook. Aber auch Siri von Apple oder Cortana von Microsoft werden in diesem neuen Segment mitmischen.

Die wichtigsten Eckdaten aus dem Techcrunch Artikel:

  • Intelligente, durch A.I. getriebene Assistenten übernehmen in Zukunft immer mehr Aufgaben, die Nutzer heute noch mit konventionellen Suchanfragen zu lösen versuchen.
  • Die Aufmerksamkeit dieser Nutzer kann in Zukunft nicht mehr durch Werbespendings versilbert werden. Nutzer werden bestimmte Informations- und Transaktionswebsites (inklusive deren Werbeeinblendungen) nicht mehr zu sehen bekommen.
  • Das Modell von Google Adwords gerät dadurch in Gefahr. Das Assistenten-Tool Google Now als Google’s eigene Antwort auf das Dilemma scheint zur Zeit vor sich hinzudümpeln, das Team hat Google anscheinend verlassen.

 

In welcher Form sich diese Assistenz-Tools langfristig durchsetzen, wird sich zeigen. Ich vermute es wird noch ein wenig dauern, bis Nutzer auf der Straße freimütig mit ihrem Handy sprechen (Siri), aber textbasierte Interaktion wird sich vermutlich recht schnell durchsetzen.

Wenn sich diese Assistenz-Tools durchsetzen, dann gerät aber nicht nur das Modell von Adwords in Bedrängnis, sondern auch Vieles, das von Online Werbung, insbesondere Adwords, abhängig ist. Drei Dinge fallen mir spontan ein, die dadurch Nachteile erfahren (können).

 

1) Die Werbefinanzierung von Websites wird beeinträchtigt

Viele Websites leben von Online Werbung oder haben diese Einkünfte als eine wichtige, tragende Säule im Business Plan. Paid Content hat sich noch nicht ausreichend durchgesetzt. Insbesondere solche Websites werden verlieren, die Informationen oder Transaktionen bereitstellen, die Nutzer ungern selbst recherchieren. Low Involvement Informationen/Transaktionen sozusagen. Geschäftsreisen (statt Traumreisen) oder tagesaktuelle News (statt Nischen- oder Hobbythemen). Oder Dinge, deren Suche und Filterung (noch) zu komplex für eine A.I. sind, sodass sich Nutzer lieber selbst dransetzen.

Interessant wird in diesem Zusammenhang wieder die Frage nach dem Leistungsschutzrecht sein, die unweigerlich erneut in Deutschland entstehen wird, wenn Assistenz-Tools Informationen von verschiedenen Websites „borgen“, um sie in einer eigenen Aufbereitung darzustellen.

 

2) Die Online-Werbemöglichkeiten für kleinere Unternehmen werden geringer werden

Viele kleine Unternehmen, wie z.B. auch mein Vanille Shop, arbeiten viel mit den „Selfservice“ Werbeangeboten von Google, Facebook und Amazon. Mit meinen Vanille Shop Anzeigen will ich immer präsent sein, wenn ein Nutzer nach relevanten Keywords zu Kochen und Backen mit Vanille sucht. Gerade diese Art von Suche könnte aber durch ein Assistenz-Tool abgelöst werden („Such mir alle Rezepte für Vanille Kipferl und zeige mir das schnellste / beste bewertete etc.“). In so einem Szenario würde der Nutzer meine Vanille Shop Werbung nicht mehr zu sehen bekommen.

Es sei denn, die Assistenz-Tools werden sich langfristig über dennoch eingeblendete Werbung finanzieren. Dann bekäme der Nutzer die vom Tools angezeigte gewünschte Antwort plus eine Auswahl von Werbeanzeigen mit ähnlichen „Antworten“. Was allerdings die Usability vom Tool aus Nutzersicht beeinträchtigen würde. Denn solche Tools wird man ja nutzen, um sich die Informationsflut eingrenzen zu lassen.

 

3) SEO muss sich verändern

Die neuen Assistenz-Tools werden eine neue Spielwiese für SEO Hacker werden. Letztendlich wird es in Zukunft darauf ankommen, bei diesen Assistenten im Relevant Set zu landen. Auch hier wird es Algorithmen geben, die von SEO Experten gehackt oder beeinflusst werden können. Jedoch verändert sich das Spielfeld. Es wird weniger um einzelne Keywords oder einen Linkaufbau, sondern viel mehr um die noch präzisiere Adressierung einer Such-Intention gehen. Wie das funktionieren soll? Das werden uns sicherlich bald ein paar schlaue SEOs erklären.

 

 

Happy Birthday – 10 Jahre Web Jungle Blog

10GeburtstagWebJungleBlogZehn Jahre ist heutzutage für ein Blog ein durchaus beachtliches Jubiläum. Es gibt noch nicht sehr viele Blogs, die solch eine Historie vorweisen können.

Insofern bin ich sehr stolz darauf, dass dieses Blog heute seinen 10. Geburtstag feiert. Auch wenn die Postings in letzter Zeit in reduzierter Frequenz stattfanden, ist dieses Blog immer noch mein bevorzugter Kanal, um meine Fundstücke bzgl. Digital Marketing zu zeigen und meine Meinung dazu öffentlich darzulegen.

Ursprünglich formierte dieses Blog für das erste halbe Jahr übrigens unter der URL http://jungleweb.blogspot.de. Das war damals ein erster Test, ob mir das Bloggen überhaupt gefallen würde.

Allerdings stellte sich für mich schnell heraus, dass eine eigene, gehostete Blogversion, sehr viel attraktiver ist. Somit zog das Blog im Oktober 2005 auf die eigene Domain web-jungle.com mit einer WordPress Installation um.

Aus der Leidenschaft zum Bloggen sind dann noch das Netzfischer und das Urlaubsnotizen Blog entstanden, plus einige andere, die ich allerdings nicht mehr befülle.

Seit dem ich mich im Juni 2014 als Berater für digitales Marketing selbständig gemacht habe, sollte man meinen, dass ich fast nichts besseres zu tun hätte, als dieses Blog regelmäßig zu befüllen. Aber die Mär von „selbst“ und „ständig“ ist nicht ganz falsch. So wird es hier weiterhin eher unregelmäßg Beiträge geben. Am besten ihr abonniert den RSS Feed.

Warum hänge ich dennoch an diesem Blog, auch wenn ich es nur selten befülle? Wenn auch selten genutzt, ist es für mich die einzige Oberfläche, auf der ich meine Meinung und meine Marketing-Netzfundstücke frei veröffentlichen kann. Manchmal ergibt sich daraus sogar eine interessante Diskussion, wenn auch mehr auf Facebook als hier im Blog.

Auch sonst macht es mir einfach Spaß, über die Zeit hinweg solch eine Sammlung von Fundstücken aufzubauen, in der ich immer wieder gerne stöber, und die mit jedem Jahr interessanter und für mich persönlich wertvoller wird!

Daher: auf die nächsten 10 Jahre 🙂

 

 

 

Wie die CPC / CPA Modelle von Google, Facebook und Amazon unsere Margen abschöpfen.

Vor einiger Zeit habe ich von Seth Godin den folgenden Gedanken aufgeschnappt: durch das Bieterverfahren von Google Adwords schöpft Google die Profitmargen aller Beteiligten Unternehmen ab. (Leider weiss ich nicht mehr genau, wo ich diesen Satz von Setz Godin gelesen, oder in welchem Podcast ich das gehört habe.)

Der Gedanke ist sehr einleuchtend!

Bei unveränderbaren Produktkosten und maximalen Marktpreis eines Produktes kalkulieren Unternehmen, die auf CPC oder CPA Basis Werbung schalten, sehr genau, wie hoch der CPC/CPA Preis pro Kunde sein darf, damit noch ausreichend Profit Marge übrig bleibt.

Konkurrierende Unternehmen einer Branche überbieten sich nun gegenseitig bei den CPC Preisen um mehr Klicks und damit mehr Marktanteil zu bekommen. Das treibt die CPC Kosten sukzessive nach oben.

Da ich von Haus aus Volkswirt bin, habe ich ein entsprechendes Diagramm gebaut:

CPC_MargenDiagram

Jedes Unternehmen kann sich ausrechnen, wie viel es für einen Klick und für einen Neukunden zahlen möchte. Ein Klick ist gleichbedeutend mit einem Besucher auf einer Website. Die Conversion eines Websitebesuchers in einen Kunden wiederum darf nicht mehr kosten als die Marge, die bei der Transaktion mit dem Kunden erzielt wird (oder der Lifetime Value des Kunden, je nach Geschäftsmodell). Wenn man die Conversion Rate der eigenen Website kennt, dann kann man sich ausrechnen, wie viele Klicks man sich leisten kann, um entsprechend Kunden zu gewinnen.

Es gibt Branchen, da sind Klickpreise zwischen 40 und 80 Euro durchaus normal. Wie gesagt, da geht es nicht um einen gewonnenen Kunden, sondern nur um einen Besucher der Website. Je nach Conversion Rate der dahinter liegenden Landing Page können die Akquisitionskosten bei diesen Kunden mehrere hundert Euro betragen. (Die Tatsache, dass sich solche Clickpreise rentieren, weist entweder auf hohe Conversion Rates oder hohe Margen dieser Branchen hin.)

 

Je transparenter die Berechnungsmodelle, desto mehr verlieren die Werbetreibenden.

Da sich dieses Modell relativ gut berechnen lässt, werden viele Unternehmen einen CPC bezahlen, der ihnen den größten Marktanteil bei einer akzeptablen Marge bietet.

Das resultiert allerdings darin, dass die gesamte „exzessive“ Profitmarge einer Branche in den Taschen der Anbieter dieser Werbeformen wandert.

Früher konnte man den Absatz eines Produktes nicht so konkret auf einen einzelnen Euro Werbebudgeteinsatz zurückführen. Es blieb schwammig. Der Werbetreibende wusste nicht genau, wie viel er einsetzen soll, die Medien wussten nicht genau, wie viel sie kassieren konnten.

Im reinen Online Handel, wo von Werbeschaltung bis zum Kauf alles messbar ist, geben die Werbetreibenden im CPC-Auktionsverfahren den Medien selbst preis, wie viel sie maximal bereit sind, zu zahlen wie viel Marge sie zur Verfügung haben.

Überspitzt formuliert bedeutet diese Entwicklung: Werbebudgets werden durch den Bieterkampf bei den CPC Preisen über kurz oder lang zu Google Adwords Futter.

Kein Wunder, dass Amazon und Facebook in diesem Markt ebenfalls präsenter sein wollen. Beide bieten ebenfalls Auktions-basierte CPC Werbung an. Facebook in Kürze sogar außerhalb der Facebook Plattform, womit sie ähnlich präsent wie Google im gesamten Web sein können. (Mit den zusätzlichen Daten über die persönlichen Profile hat Facebook hier sogar ein echtes Ass im Ärmel – bin gespannt, wie Google darauf reagiert!)

 

Bieten die Anbieter von CPC Modellen keinen weiteren Mehrwert?

Doch, das tun sie. Zumindest solange der maximale CPC noch nicht ausgeschöpft worden ist. Bis zu der Schwelle werden Marktanteile (gemessen in Klicks oder Websitebesuchern) in einem ganz normalen Marktmechanismus verteilt. In dieser Phase verhalten sich die Anbieter von CPC Werbung eher wie der Erfüllungsgehilfe von Adam Smith’s unsichtbarer Hand, die Angebot und Nachfrage zum besten Preis zusammenbringt.

Solange also Bewegung bei den Marktanteilen stattfindet, bietet dieses Verfahren einen Mehrwert, den Unternehmen sicherlich gerne zahlen.

Erst wenn die Schwelle des maximalen CPC in einer Branche erreicht ist, verändert sich etwas. Keiner kann mehr Marktanteile gewinnen. Um Marge zu machen, können nur noch Produktkosten oder Produktpreise angepasst werden.

 

Wie können Unternehmen reagieren?

Im Prinzip gar nicht. Wer nicht am Bieterverfahren teilnimmt, verliert die entsprechenden Websitebesucher. Wer nicht genug bietet, verliert zumindest Anteile am Kuchen.

Unternehmen könnten sich absprechen, gewisse CPC-Schwellenwerte nicht zu überbieten. Aber was, wenn jemand schummelt? Derjenige würde schnell den Ads-Markt in der jeweiligen Branche abräumen.

Durch intransparente Auktionssysteme der Anbieter in einem vom Wettbewerb dominierten Kundenmarkt ergibt sich ein asymmetrisches System, in dem die Anbieter der CPC Werbung immer am längeren Hebel sitzen.